Im Fokus der diesjährigen Landestagung des WEISSEN RINGS in Hamburg standen, neben Informationen aus der Bundesgeschäftsstelle, die Themen Femizid und Vorurteilskriminalität. Zu diesem Anlass konnte Landesvorsitzende Monika Schorn im Hotel Grand Elysée sowohl die ehrenamtlichen Hamburger Mitarbeiter*innen begrüßen, als auch zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft, Polizei und Gesellschaft.
Im internen Veranstaltungsteil am Vormittag berichteten Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer und Referatsleiterin Verena Richterich über Aktuelles aus Opferhilfe, Weiterbildung, Prävention und Öffentlichkeitsarbeit. Zugleich standen sie den Mitarbeiter*innen für Fragen und Anmerkungen zur Verfügung.
Bundesvorsitzender Dr. Patrick Liesching sprach am Nachmittag eindringlich über das Thema Femizid, d.h. über die Tötung von Frauen durch die Gewalt ihres Partners/ehemaligen Partners, die häufig auf deren patriarchale Denkmuster zurückzuführen ist. Liesching appellierte an die Politik, eine stärkere Kontrolle auf die Männer auszuüben, die sich nicht an ein Annäherungsverbot nach dem Gewaltschutzgesetz halten. Er forderte den Einsatz von elektronischen Fußfesseln, der eine Aufenthaltserfassung und somit Durchsetzung des Näherungsverbotes ermögliche. Dazu Liesching: „Die Infrastruktur dafür ist da, doch noch fehlt für die Umsetzung der politische Wille.“
Vorurteile und vorurteilsbasierte Kriminalität waren ein weiteres wichtiges Thema der Landestagung. Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoğuz beschrieb die Gefühle derjenigen Menschen, die mit Hass und Hetze konfrontiert werden. „Man wird dünnhäutig“, sagte Özoğuz und betonte, dass es für Minderheiten in vielen Lebensbereichen schwerer sei als für Angehörige der Mehrheitsgesellschaft.
Um die Sicht der Betroffenen ging es auch in dem anschließenden Vortrag von Prof. Eva Groß von der Hochschule in der Akademie der Polizei Hamburg und Prof. Joachim Häfele von der Polizeiakademie Niedersachsen. Auf Basis ihres aktuellen Forschungsprojektes „HateTown – vorurteilsgeleitete Handlungen in urbanen Räumen“ lieferten sie Zahlen, Fakten und Zusammenhänge zu dem Thema „Vorurteilskriminalität – Empirische Einblicke in die Betroffenenperspektive“. Die polizeilich erfassten Fälle zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zeigen in Deutschland eine deutliche Steigerung. Nachdenklich machte die Feststellung der Professoren, dass im Rahmen ihrer Untersuchung nur 20 Prozent der Fälle bei der Polizei angezeigt wurden und somit das Dunkelfeld 80 Prozent beträgt. Landesvorsitzende Monika Schorn sieht auch im Bereich der Vorurteilskriminalität den WEISSEN RING gefordert: „Wir müssen unterstützend die öffentliche Wahrnehmung schärfen, Vorurteile abbauen und zur Bildung einer toleranten und respektvollen Gesellschaft beitragen.“